Hier entdecken immer mehr Bürgermeister ein Instrument, das Unternehmer schon lange kennen: Benchmarking. "Impulse" sagt, wie der Wettbewerb der Rathäuser funktioniert, wie groß das Sparpotenzial für alle Gemeinden ist und wie auch Unternehmer davon profitieren. Das Modell ist simpel: Seit drei Jahren treffen sich Amtsleiter ähnlich großer Kommunen zwei bis dreimal im Jahr in so genannten Vergleichsringen. Und berichten, wie jeder seine Dienstleistung organisiert. Angefangen bei Umfang und Einsatz von Personal über die Qualität der Leistung bis zur Höhe der Gebühr. Ziel: gemeinsam die effizienteste Lösung zu finden, die am meisten Geld spart und die höchste Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit erreicht. Ob Friedhofswesen, Bäder, Sozialeinrichtungen, Grünflächenpflege, Personal- oder Mahnwesen - das Ergebnis ist stets: Am wirkungsvollsten arbeiten jene Ämter, die sich auf hoheitliches Steuern und Kontrollieren zurückziehen und die Umsetzung Unternehmern überlassen. Die 60 baden-württembergischen Gemeinden, die sich freiwillig in elf Vergleichsringen messen, halten ihre Ergebnisse zwar strikt geheim. Doch "der Beste schlägt den Schlechtesten häufig um 100 Prozent", verrät ein Teilnehmer.
Beispiel Baden-Baden: Die Stadt hat ihr Friedhofsamt mit denen von 16 Kommunen des Landes verglichen. Die beste Lösung war schnell gefunden: Auftragsvergabe an Private. Jetzt lässt Amtschef Hans Ullrich zehn von 13 städtischen Friedhöfen von privaten Friedhofsgärtnern pflegen, Ullrich kontrolliert nur noch deren Arbeiten und ist mehr als zufrieden: "Wir haben unseren Kostendeckungsbeitrag von 58 auf 78 Prozent gesteigert." Weil die Firmen preisgünstiger arbeiten und Ullrich 18 von 25 Kollegen eingespart hat. Folge: Baden-Baden bezuschusst seine Friedhöfe nur noch mit 484 000 Euro pro Jahr. Ohne Privatisierung wären es 924 000.
Die Vergleichsringe sind eine Goldgrube: Etwa 20 Prozent könnten die Gemeinden allein durch konsequentes Benchmarking sparen, schätzt Manfred Pook, Experte bei der kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung. Bei über 150 Milliarden Euro, die Deutschlands Städte 2003 ausgegeben haben, macht das stolze 30 Milliarden Euro.
Würden die Rathäuser zudem durchgängig budgetieren und E-Government praktizieren, könnten die Ausgaben einiger Ämter gar um die Hälfte gekürzt werden. Amtsleiter Ullrich hält das jedoch für eine Illusion: "Die größte Hürde sind die Mitarbeiter. Wer will sich schon selbst wegrationalisieren?" Doch angesichts der chronischen Finanznot der Gemeinden wird das Beispiel Baden-Württemberg Schule machen. Und cleveren Firmenchefs neue Chancen eröffnen. Wie etwa dem schwäbischen Unternehmer Werner Staudenmayer, der Kommunen mobile Kindergärten verkauft oder vermietet. So können sie kostengünstiger auf die stark schwankende Nachfrage in einzelnen Stadtteilen reagieren.
Quelle: Heilbronner Stimme, 02.02.2004