Statt der bis Ende 2006 erwarteten 250.000 Abonnenten, die das WIFLY getaufte Angebot mit Download-Raten von momentan bis zu 500 kBit/s regelmäßig nutzen sollten, zählt die für den Betrieb verantwortliche Q-ware Systems laut einem Bericht des San Francisco Chronicle derzeit gerade einmal 30.000. Um nach Investitionen in Höhe von umgerechnet 23 Millionen Euro überhaupt schwarze Zahlen schreiben zu können, müsste Q-ware aber mindestens 200.000 Einwohner für WIFLY gewinnen – doch die zeigen dem Angebot die kalte Schulter.
"In den meisten Coffee-Shops hier kann ich WLAN kostenlos nutzen", bringt Tai Chia-Yu, ein 38-jähriger IT-Marketingmanager, das Problem Nummer eins auf den Punkt. Auch weise das WIFLY-System gegenüber Mobilfunk-Datendiensten zahlreiche Schwächen auf. So könne er WLAN beispielsweise bei der Fahrt zur Arbeit mit dem Zug nicht nutzen und innerhalb von Gebäuden sei der Empfang mitunter gestört. Die maximale Download-Rate, die häufig als zu niedrig für professionelle Anwendungen kritisiert wird, will Q-ware Systems noch in diesem Monat auf 1 MBit/s verdoppeln.
Die Preise von WIFLY sind für europäische Verhältnisse günstig. So kostet etwa ein Abo mit monatlichem Geldeinzug rund neun Euro, ein komplettes Jahr WLAN-Surfen schlägt mit knapp 95 Euro (7,90 monatlich) zu Buche. Studenten bezahlen bei Abschluss eines Jahresvertrages lediglich 6 Euro pro Monat. Zudem können Prepaid-Karten mit Minuten-Kontingenten (6 Stunden für 6,80 Euro) sowie Tages- (2,30 Euro) oder auch Monatskarten (11 Euro) erworben werden. Ein Drittel der WIFLY-Nutzer surft mit Prepaid-Karten, die anderen 20.000 haben Laufzeitverträge abgeschlossen.
Auch die Stadt ist Kunde bei Q-ware, jedoch nicht in dem erhofften Umfang. Bislang hat die Stadtverwaltung statt der versprochenen 3000 lediglich 1000 Monats-Accounts gebucht – und sie verdient daran sogar noch selbst ein bisschen: Als Gegenleistung für die Nutzung von Laternenmasten, an denen die Access-Points teilweise installiert wurden, fließen drei Prozent der über WIFLY erwirtschafteten Umsätze in den Stadtsäckel. Ursprünglich wollte Taipeh den Traum von der "CyberCity" selbst in die Tat umsetzen, doch dann war den Stadtoberen das Risiko zu groß. Den wirtschaftlichen Schaden haben jetzt die Unternehmer von Q-ware.
Autor(en)/Author(s): (pmz/c't)
Quelle/Source: Heise online, 12.04.2007