Kurz vor dem für Anfang Juli geplanten Startschuss für den Aufbau des rund drei Milliarden Euro teuren digitalen Polizeifunks durch ein Konsortium aus EADS und Siemens verdichten sich die Hinweise, dass auch die vorgesehene Tetra-Funktechnologie mit einfachen Mitteln abgehört werden kann. Wie das Magazin 'WirtschaftsWoche' (kommende Ausgabe) berichtet, warnen Experten vor Sicherheitslücken beim Digitalfunk, der bisher von den Innenministern als abhörsicher gepriesen worden war.
Die mangelnde Sicherheit des Aachener Netzes ist den Tetra-Herstellern sowie den am Feldversuch beteiligten Polizeibehörden und dem Bundesinnenministerium bekannt. "Auf eine zusätzliche Verschlüsselung wurde in Aachen verzichtet, weil dies bei Funkgeräten unterschiedlicher Hersteller nicht funktioniert hat", erklärt ein Beteiligter des Feldtests. "Dass das Mithören aber mit derart allgemein verfügbarer Technik möglich ist, überrascht mich doch sehr", zeigt sich der Tetra-Spezialist eines Herstellers alarmiert, der nicht genannt werden will.
Angesichts der potenziellen Sicherheitslücken will sich das Bundesinnenministerium beim Aufbau des digitalen Polizeifunks nicht auf die Tetra-Technologie allein verlassen. "Für den Digitalfunk der Sicherheitsbehörden wird unter anderem eine vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zum Einsatz kommen", sagt eine Sprecherin von Innenminister Wolfgang Schäuble. Die für die BSI-Verschlüsselung notwendigen Endgeräte allerdings befinden sich derzeit noch in der Entwicklung. Das BMI hofft dennoch, das Netz abhörsicher in Betrieb nehmen zu können: "Wir gehen davon aus, dass bis Ende 2006 serienreife Endgeräte mit BSI-Verschlüsselung verfügbar sind."
Autor(en)/Author(s): (as)
Quelle/Source: de.internet.com, 17.06.2006