Die US-Präsidentschaftswahl wird allgemein als Test für E-Voting angesehen. Zahlreiche Bundesstaaten haben auf Touch-Screen-Systeme gesetzt, bei denen die Wähler auf einem Bildschirm ihren gewünschten Kandidaten antippen können. Was die Auszählung beschleunigen und die Effizienz des Wahlvorganges erhöhen sollte, hinterlässt nun bei vielen Wählern einen bitteren Beigeschmack.
US-weit wurden noch am Dienstag 1.100 Probleme mit E-Voting-Maschinen an die "Election Protection Coalition" gemeldet, ein Netzwerk von Organisationen, welche die Wahlvorgänge auf freiwilliger Basis beobachten.
Falscher Kandidat angezeigt
Von Stromausfällen über Abstürze hin zu inkompetenten Wahlhelfern wurde berichtet. Es gab jedoch auch einige Dutzend Fälle in sechs Staaten - vor allem in Florida -, bei denen angeblich bei der Überprüfungsmaske der falsche Kandidat angezeigt bzw. gewählt wurde.
Erste technische Pannen bei US-Wahl
"Beunruhigend, aber marginal"
Auffallend oft meldeten sich Personen, die den Demokraten John Kerry wählen wollten und beim Bestätigungsschirm stattdessen Präsident George W. Bush vorgesetzt bekamen. Alle E-Voting-Maschinen fragen den Wähler nach der getroffenen Wahl nämlich, ob der angezeigte Kandidat auch derjenige ist, der tatsächlich gewählt werden soll.
Ralph G. Neas, Präsident der "People for the American Way Foundation", findet diese Vorfälle zwar beunruhigend, aber marginal. Dass sich vor allem Demokraten beschwert hatten, führt er darauf zurück, dass sie derartigen Vorfällen sensibler und informierter gegenüberstehen als Republikaner.
Doch er bestätigt die Bedenken vieler IT-Experten, dass die E-Voting-Maschinen nicht so narrensicher wie geplant arbeiteten. Probleme gab es vor allem mit den berührungsempfindlichen Touch-Screens sowie den fehlenden Papierausdrucken, die der Bestätigung dienen hätten können.
So versuchte eine Frau mindestens ein halbes Dutzend Mal, ihren gewünschten Kandidaten auszuwählen, bis ihr nach zehn Minuten ein Wahlhelfer zu Hilfe kam und mit einem nassen Papiertaschentuch den Bildschirm säuberte und ihr einen Stift überreichte, in der Hoffnung, das Gerät quittiere diesen besser als einen bloßen Fingerdruck.
Rekalibrierung nötig
Dennoch benötigte sie dann mehr als zehn Versuche, um schließlich ihren Kandidaten zu wählen.
Bundesweit mussten viele Maschinen mehrfach rekalibriert werden, um den sensiblen Touch-Screen auf die Berührungen zu eichen. Eine Sprecherin eines E-Voting-Maschinenherstellers, Sequoia Voting Systems, strich hervor, dass eine Bestätigungsmaske den Wähler vor Abschluss noch einmal frage, ob der letztlich zur Überprüfung angezeigte Kandidat auch der gewünschte sei.
Quelle: futureZone, 03.11.2004