Die Möglichkeit, übers Internet Straftaten anzuzeigen, Hinweise zu geben oder sich bei der Polizei zu bewerben, nutzten nicht nur Menschen aus dem Nordosten. Bei der Internetwache hätten sich auch Bürger von außerhalb des Landes gemeldet, sagte Timm. So habe sich Mitte Januar ein Schweizer für einen Polizeieinsatz bedankt. Am Telefon hatte eine Bekannte aus Mecklenburg-Vorpommern ihm gegenüber Selbstmord-Absichten geäußert. "Dann hat der Mann von der Schweiz aus über die Internetwache diesen Sachverhalt gemeldet", erzählte Timm. Die Beamten hätten die Frau finden und von der Tat abhalten können. Von 1200 Online-Bewerbungen bei der Landespolizei gingen rund 700 aus anderen Ländern ein.
"Die Internetwache ist ein notwendiges und zusätzliches Instrument für die polizeiliche Arbeit, um mit Bürgern in Kontakt zu kommen", stellte der Minister fest. Ein übermäßiger Arbeitsaufwand entstehe dabei für die Beamten nicht. Auch der vor der Einführung befürchtete Missbrauch sei nicht eingetreten, erklärte Timm. Bei den insgesamt 3150 Eingängen hätten die Menschen zu 98 Prozent ihre Personalien angegeben, ansonsten habe die Möglichkeit des Kontakts beispielsweise durch E-Mail bestanden.
Dass Anzeigen bei bestimmten Straftaten irgendwann nur noch online aufgegeben werden, bezeichnete Timm gleichwohl als undenkbar. Nicht jeder habe Zugang zum Internet. Die Polizeistellen würden weiterhin jede Anzeige annehmen. Auch der Notruf sei unersetzbar.
Bei der Hotline gegen Rechts hofft der Minister dagegen auf mehr Beteiligung durch das Einstellen in die Internetwache. Die Telefonnummern für Informationen über rechtsextremistische Vorkommnisse wurden kaum noch benutzt. "Ich bedauere sehr, dass die Hinweise aus der Bevölkerung zu bestimmten rechtsextremistischen Erscheinungsformen sehr spärlich fließen", sagte Timm. Den Bürgern im Land dürfe das Thema Rechtsextremismus nicht egal sein.
Autor: (Amélie Fidric, dpa) / (jk/c't)
Quelle: Heise online, 07.02.2006